Ausbildungsbetriebe achten zwar auch auf die Schulnoten, doch genauso wichtig sind ihnen Motivation und Sozialkompetenzen. Doch wie kann man dies als Bewerber gut rüberbringen?

Von Brigitte Bonder

Für junge Menschen, die aus der Schule kommen und am Anfang ihres Berufslebens stehen, ist es nicht immer leicht, eine Bewerbung individuell zu gestalten. Um diesen Sachverhalt wissen auch die Personalverantwortlichen in den Firmen. Deshalb sollte sich hier niemand selbst zu sehr unter Druck setzen. Im Kern geht es darum, herauszufinden, ob Ausbildungsbetrieb und Bewerber sowie Wunsch und Wirklichkeit zusammenpassen. „Kein erfahrener Ausbilder erwartet, dass Schülerinnen und Schüler beim Lebenslauf mit langen Listen aufwarten“, sagt Christian Henke, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Düsseldorf. „Auch Darstellungen, was der potenzielle Auszubildende schon geleistet hat, wie beispielsweise Managementaufgaben im Schülerpraktikum, dürften eher ein Schmunzeln auslösen.“ Das Schulzeugnis dient den Betrieben vor allem zu einer Eignungsfeststellung. Die Ausbilder wissen dabei auch um die besonderen Herausforderungen der Schüler in der Corona-Pandemie. So kann die Situation in den vergangenen beiden Jahren zu erhöhten Fehlzeiten oder schlechteren Noten geführt haben. Alice Braun, Teamleiterin in der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Düsseldorf, rät den Jugendlichen, das Thema in der Bewerbung aktiv anzusprechen und zu begründen, warum es nun in der Ausbildung anders laufen wird. „Wer offen und mit Begeisterung seine Motivation und Lernbereitschaft darlegen kann, kommt im Vorstellungsgespräch gut an“, sagt die Berufsberaterin.

INTERESSE AM BERUF GLAUBHAFT VERMITTELN

Aus der Ausbildungspraxis schildern Unternehmen, dass mangelnde Kenntnisse etwa in Deutsch, Mathe oder Naturwissenschaften oft durch Nachhilfe ausgeglichen werden
können. Fehlendes Interesse am Beruf, mangelnde Einsatzbereitschaft oder Sozialkompetenzen seien hingegen viel schwieriger wettzumachen. Vor dem Gespräch sollten sich die Bewerber über den Ausbildungsberuf und das Unternehmen gut informieren. Die Website des Unternehmens ist dabei oftmals sehr informativ. Diese Vorbereitung ist wichtig, denn sowohl beim Anschreiben als auch später im Bewerbungsgespräch wollen sich die Verantwortlichen im Betrieb vor allem einen Eindruck von der persönlichen Motivation verschaffen. „Dabei zählen echtes Interesse am Beruf und realistische Angaben, keine Floskeln oder übertriebene Formulierungen“, betont Christian Henke. Bewerber sollten glaubhaft vermitteln, warum sie an einem bestimmten Beruf interessiert sind. „Vielleicht habe ich schon als Kind dem Opa in der Werkstatt geholfen, im Werkunterricht gerne mit Holz gearbeitet oder in der Schulzeit bereits selbst Kleider genäht“, nennt der Vertreter der Handwerkskammer Beispiele. Falls vorhanden, sind erste Praxiserfahrungen ebenfalls wichtig für eine Bewerbung. Entsprechende Nachweise zeugen nicht nur von Ehrgeiz, sondern auch davon, dass Jugendliche sich systematisch orientieren und eine Vorstellung davon haben, was sie in der Berufswelt erwartet. Zusätzliches Engagement wie Nebenjobs, ehrenamtliche Tätigkeiten, besondere Interessen und Ähnliches sollten die Jugendlichen ebenfalls aufführen. Gerade Neigungen und Hobbys, denen mit Leidenschaft nachgegangen wird, bringen oft mehr Aufschluss als Hinweise auf die besten Schulfächer.

NICHT DIE ELTERN VORSCHICKEN

Die eigenen Stärken zu erkennen und in die Bewerbung einzubringen fällt nicht jedem leicht. Bei der Frage, mit welchen Eigenschaften man bei einem potenziellen Arbeitgeber positiv auffällt, können auch Freunde oder Lehrer helfen. Im Anschreiben sollten Bewerber darüber hinaus darstellen, wie sie auf den Betrieb aufmerksam geworden sind. „Wer sich in Eigeninitiative bemüht hat, Kontakt zu einem Betrieb aufzunehmen, macht einen besseren Eindruck, als wenn er das anderen überlässt“, betont Christian Henke. Insbesondere Anrufe von Eltern kommen nicht unbedingt gut an. „Da gerade in kleineren Betrieben vieles auf der persönlichen Ebene abläuft, lohnt es sich, einfach einmal nachzufragen, zum Beispiel nach einer Praktikumsstelle.“ Die ist immer noch der Türöffner schlechthin für einen Ausbildungsplatz. Neben der grundsätzlichen Eignung lässt sich so am besten prüfen, worauf es ankommt: Ob der Azubi ins Team passt – und der Beruf zum Azubi