Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz: Echtes Interesse an Lebenswegen und Fähigkeiten haben den einfachen Blick auf das Zeugnis abgelöst.

Kürzlich hat die Industrie- und Handelskammer Unternehmen und Schüler zum „Blind Date“ eingeladen. Personalleiter und Jugendliche saßen sich gegenüber, ohne etwas übereinander zu wissen. „Und es gab eine Regel“, erklärt Jens Peschner von der Berufsorientierung der IHK Düsseldorf, „die Ausbilder durften nicht nach Schulnoten fragen und die jungen Leute durften nicht nach Firmennamen fragen.“ Die Industrie- und Handelskammer wollte verhindern, dass Ausbilder die Bewerber frühzeitig aussortieren, wenn ihre Noten nicht stimmen. Und gleichzeitig sollten Unternehmen ohne großen Namen und ohne große Marke eine Chance bekommen, bei den Schülern zu punkten.

Kürzlich hat die Industrie- und Handelskammer Unternehmen und Schüler zum „Blind Date“ eingeladen. Personalleiter und Jugendliche saßen sich gegenüber, ohne etwas übereinander zu wissen. „Und es gab eine Regel“, erklärt Jens Peschner von der Berufsorientierung der IHK Düsseldorf, „die Ausbilder durften nicht nach Schulnoten fragen und die jungen Leute durften nicht nach Firmennamen fragen.“ Die Industrie- und Handelskammer wollte verhindern, dass Ausbilder die Bewerber frühzeitig aussortieren, wenn ihre Noten nicht stimmen. Und gleichzeitig sollten Unternehmen ohne großen Namen und ohne große Marke eine Chance bekommen, bei den Schülern zu punkten.

 

PRAKTIKUM ENTSCHEIDENDER ALS DAS ZEUGNIS

Einen ähnlichen Trend entdeckt Jens Peschner in den vergangenen Jahren in den Bewerbungsrunden der heimischen Unternehmen immer öfter. „Es kommt nicht mehr nur auf die Kopfnoten an“, sagt er. Und das bestätigt auch Alexander Konrad, Sprecher der Handwerkskammer Düsseldorf. „Die Ausbildungsunternehmen betrachten Bewerber seltener durch die Brille von Schulnoten“, bestätigt er. Viele Betriebe würden heute nicht mehr auf das Zeugnis schauen und sich stattdessen von einem Praktikum überzeugen lassen. „So kann auch jemand, der in der Schule eher weniger Freude an theoretischen Inhalten hatte, sehr gute Chancen auf den Ausbildungsplatz haben“, sagt Konrad.

Die Gründe dafür liegen vor allem in der Situation auf dem Ausbildungsmarkt begründet. Je nach Branche finden Unternehmen nur noch schwerlich Auszubildende. „Im Grunde können sich Jugendliche in diesen Bereichen eine Stelle aussuchen“, sagt Peschner. Auf der anderen Seite ist aus der Not eine Tugend geworden. Unternehmen hätten erkannt, dass im Blick über die puren Kopfnoten hinaus eine große Chance liege.

 

BESTIMMTE SCHULFÄCHER TROTZDEM WICHTIG

Eine gute Note in Deutsch galt für Bewerber auf kaufmännische Berufe als grundlegend, wer Elektroniker oder Mechatroniker werden wollte, sollte gute Noten in Mathe vorweisen können, Biologie schien für Fachkräfte in der Abwassertechnik oder Forstwirtschaft unerlässlich, Physiknoten sollten bei Bewerbern in den Elektroberufen stimmen, Chemie bei Interessenten für Werkstoffprüfung, und wer Vermessungstechniker werden wollte, sollte entsprechend gute Noten in Erdkunde mitbringen. Ob schlechte Noten in einzelnen Fächern heute verzeihbar sind? „Es kommt auf den Beruf an“, sagt Alexander Konrad. In technischen Handwerken wie dem Kälteanlagenbau, der Galvanik oder dem Elektromaschinenbau wäre eine schlechte Note zum Beispiel in Physik in der Tat eher nicht hilfreich, sagt er.

Das Aber von Jens Peschner folgt auf dem Fuß. „Wer sich früher mit einem schlechten Zeugnis bewarb, der wurde sofort ausgesiebt“, sagt er. „Heute gucken die Ausbilder in vielen Fällen zweimal hin.“ Und sie machen sich die Mühe, nachzufragen. Wie erklärt sich die schlechte Note? Und welche Interessen bringt der Bewerber mit? Auf welche Fähigkeiten lassen seine Interessen schließen? „Das ist keine Sozialromantik“, sagt Peschner, „sondern dann geht es Ausbildern darum, auf Fähigkeiten aufmerksam zu werden, die dem Unternehmen dienen können.“

 

MEHR ÜBER DEN BEWERBER ERFAHREN

Ein Beispiel: Auf eine Ausbildungsstelle zur Bürokauffrau bewirbt sich eine junge Frau mit einer Fünf in Deutsch. Sie kann im Bewerbungsgespräch glaubhaft berichten, dass die familiäre Situation schwierig gewesen sei, und erzählt von ihrem Blog, auf dem sie im Internet aus ihrem Leben erzählt. Sie berichtet von Feiern, die sie während der Schulzeit für Freunde ausgerichtet hat. „Dann kann ich als Ausbilder erkennen: Da ist jemand, der in puncto Organisation und Kommunikation Interessen und Kenntnisse hat“, sagt Peschner. Auch Bewerber, die Vorkenntnisse mit zum Gespräch bringen, womöglich schon Praktika absolviert haben oder sich zumindest theoretisch über das Berufsbild informiert hätten, würden punkten, ergänzt Alexander Konrad.

Immer öfter kommt dann das Praktikumsangebot ins Spiel. Bewerber und Unternehmen lernen sich kennen. „Besonders wichtig ist Betrieben dann ein korrektes Verhalten“, sagt Konrad. Höflichkeit, Pünktlichkeit und Motivation könnten Ausbilder überzeugen. Häufig würden Betriebe erleben, wie junge Menschen dann die Chance nutzen, sich ehrlich interessieren, engagieren und als Teamspieler beweisen.