Selbstbewusst sein, aber keine Schaumschlägerei: Im Vorstellungsgespräch ist Echtheit wichtig – und eine gute Vorbereitung auf die Klassiker unter den Fragen.
Gerade hinsetzen. Körperspannung. Die Hände in den Schoß oder auf den Tisch legen und auf keinen Fall mit einem Kugelschreiber spielen. Die Gesprächspartner ansehen. „Im Vorstellungsgespräch zählen auch andere Dinge als die puren Informationen“, sagt Bewerbungscoachin Yvonne Günther. Bewerber sollten aber dennoch auf die klassischen Fragen vorbereitet sein:
„Erzählen Sie doch mal etwas über sich.“
Diese Aufforderung zu Beginn sei fast immer die gleiche, sagt Yvonne Günter. Darauf sollten Bewerber vorbereitet sein und ruhig eine kleine Präsentation in der Tasche haben. „Nicht auswendig lernen, aber mit Stichworten zu Hause üben“, rät die Karriereberaterin. Das gebe einem auch genug Sicherheit, um in der aufregenden Situation des Bewerbungsgesprächs einigermaßen sicher auftreten zu können. Um von Anfang an einen Bezug von sich selbst zum Ausbildungs- oder Arbeitsplatz herzustellen, sei es wichtig, die Ausschreibung vorher genau zu lesen. „Dann kann man schon in der Vorstellung darauf Bezug nehmen“, sagt Günther. Das heißt konkret: vom Einsatz als Jugendtrainer beim Fußball erzählen oder von der Arbeit im Festausschuss der Abschlussklasse berichten. „Ruhig ein bisschen kreativ sein“, rät die Fachfrau.
„Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“
Wenn es um Stärken geht, rät Yvonne Günther vor allem jungen Frauen: „Immer raus damit. Zeig, wer du bist!“ Denn vor allem Frauen hätten damit häufiger Probleme, weil sie nicht eingebildet oder übertrieben wirken wollen. Eigene Stärken benennen, das sei in diesem Moment wichtig und auch nötig. Aber Achtung: „Zu viel Schaumschlagen ist keine gute Idee“, sagt die Personalexpertin. Wenn es um die Schwächen geht, ist Echtheit empfohlen. Die Klassiker wie „Perfektionismus“ oder „Ungeduld“ sollten sich Bewerber lieber sparen. Die Antworten müssten authentisch rüberkommen. „Und es macht immer einen guten Eindruck, wenn man dem Gegenüber vermittelt: Ich weiß um meine Schwächen und ich bin auf dem Weg“, sagt Yvonne Günther.
„Warum wollen Sie diese Stelle?“
Jetzt ist es wichtig, vorbereitet zu sein. „Deswegen empfehle ich durchaus auch mal einen Testlauf in einem Bewerbungsgespräch, wo es nicht um die große Herzenssache geht“, sagt die Coachin. Allerdings: Wer sich in einem Unternehmen bewirbt, für das er wirklich schwärmt, kann an dieser Stelle besonders überzeugend sein. Dann erzählen Bewerber, warum sie besonders gut zur Philosophie des Betriebs passen, warum ihnen die Produkte gut gefallen oder warum sie so gerne Teil des Teams werden wollen.
„Warum haben Sie eine Vier in Mathe?“
Mit Hinweisen auf schlechte Schulnoten sollten Bewerber beherzt umgehen. „Lassen Sie sich was einfallen“, sagt Günther. Einigermaßen selbstbewusst statt peinlich berührt dürften Bewerber antworten. „Eine Note sagt ja auch nur bedingt etwas über die echten Fähigkeiten aus“, erklärt die Karriereberaterin. Eine schlechte Note in Mathe etwa bedeute nicht, dass man für kaufmännische Themen ungeeignet wäre. „Es ist also gut, zu differenzieren“, sagt die Fachfrau.
„Wie gehen Sie mit Herausforderungen um?“
Jetzt dürfen Bewerber von ihren Erfahrungen erzählen. An welchen Stellen in ihrem Leben standen sie vor Hürden und wagten den Sprung. „Die Personalverantwortlichen wollen wissen, wie sich ein Mensch macht, wenn es dicke kommt“, sagt Yvonne Günther. Es ist gut, wenn sich Bewerber dann auf die Frage vorbereitet haben und nicht ins Stottern kommen.
„Haben Sie noch Fragen?“
„Jetzt auf keinen Fall nach Urlaubsregelungen fragen“, sagt die Coachin. Stattdessen sollten Bewerber die Chance nutzen, den Betrieb und auch die Personalverantwortlichen kennenzulernen. Wie groß sind Team und Abteilung? Welche Führungskultur pflegen die Verantwortlichen? Wie würde eine Einarbeitung ablaufen? „Bewerber sollten so ein Gespräch auch als eigene Gelegenheit verstehen und ihre Antennen ausfahren“, sagt sie. Denn nicht nur der Betrieb muss am Ende eine Entscheidung treffen – sondern auch der Bewerber.
Theresa Demski