Wer klassische Studienfächer sucht, geht an die Universität. Praxisorientierung gibt’s an der Fachhochschule. Das FH-Studium ist aber nicht der bequemere Weg zum Abschluss: Die Qualitätsanforderungen sind hoch.

Von Patrick Peters

Früher war die Trennung recht deutlich: Wer vor allem wissenschaftlich-theoretisch studieren wollte, besuchte die Universität. Wer hingegen Wert auf Praxisnähe legte, ließ sich an einer Fachhochschule akademisch ausbilden. Für das Fachhochschulstudium reichte die Fachhochschulreife (oder eine Berufsausbildung mit anschließender Berufserfahrung), für die Universität musste es das Abitur sein – dafür warteten dort auch klassische Studienfächer wie Germanistik, Geschichte, Medizin, Jura und Co. auf die Studierenden, während die Fachhochschulen (heute in der Regel als Hochschulen für angewandte Wissenschaften bezeichnet) mit Elektrotechnik, Maschinenbau und mehr punkten konnten.

Es gibt also noch typische Uni-Fächer. Aber sonst verschwimmen heute die Grenzen mehr und mehr. Das hat vor allem mit der Umstellung auf das Bachelor-Master- System zu tun. Dadurch sind die Abschlüsse beider Hochschulen mittlerweile gleichgestellt. Dadurch ist auch der Zusatz „FH“ hinter dem Diplom-Titel entfallen. So wurde schön säuberlich getrennt, ob jemand an der Fachhochschule studiert hatte oder eben an der Universität. Absolventen einer Fachhochschule können heutzutage sogar ein Promotionsstudium absolvieren. Das geht zwar nur in Kooperation mit einer Universität, war aber in der Vergangenheit generell undenkbar. Das Promotionsrecht an sich ist bei den Universitäten verblieben.

FESTER STUNDENPLAN UND KLEINERE KURSE

Bei der Fachhochschule Aachen beispielsweise wird auch auf praktische Unterschiede zwischen den Hochschulformen aufmerksam gemacht. Der Stundenplan
an der FH ist stärker vorgegeben, und es gibt zu den meisten Vorlesungen ergänzende Übungen und Laborpraktika, wo in kleinen Gruppen von maximal 40 Leuten
das Erlernte angewandt wird. Massenveranstaltungen existierten keine. Ähnlich der schulischen Oberstufe gibt es manche Kurse, die alle gemeinsam besuchten, die meisten Kurse hat man jedoch in klassenähnlichen Gruppen. Im Gegensatz dazu gilt an der Universität: Der Stundenbeziehungsweise Semesterplan ist oftmals freier und persönlicher gestaltbar, trotz einiger Pflichtmodule. Die Möglichkeiten, sich auch fachfremd zu betätigen, sind an Universitäten hervorgehobener und gängiger.

NIVEAU UND ERWARTUNGSHALTUNG SIND GLEICH

Tim Eichler, Gründer der Wissenschafts- und Schreibberatung Schreibmentoren aus Münster, stellt heraus, dass es in den Qualitätsanforderungen zwischen Fachhochschule und Universität keine Unterschiede mehr gebe. „Fächer, die an beiden Hochschulformen studierbar sind, sind in Zeiten von Bachelor und Master auch inhaltlich vergleichbar. Das geforderte Niveau bei Abschlussarbeiten beispielsweise in BWL ist somit an einer Universität nicht höher als einer Fachhochschule. Der Unterschied liegt primär in der eher praktischen Orientierung der Fachhochschule, aber nicht in der Erwartungshaltung
der Lehrenden an die Qualität“, erklärt Eichler und betont abschließend: „Die Fachhochschule ist somit nicht der bequemere Weg zu einem schnellen
Abschluss, sondern vermittelt ein grundständiges Studium.“ Angehende Studierende sollten sich also genaue Gedanken machen, welches Fach mit welcher Ausrichtung sie studieren wollen. Dann, so Tim Eichler, falle auch die Entscheidung für die Studienform deutlich leichter.