Gesellschaft, Technik und Klima verändern den Arbeitsmarkt in rasantem Tempo. Neue Jobs entstehen, bekannte Berufe verändern sich. Welche Branchen eine Perspektive bieten.
Viele der Jobs, die in den nächsten Jahren gefragt sein werden, gibt es in ihrer jetzigen Form noch gar nicht. Gleichzeitig verändern sich bestehende Berufsbilder rasant. Dahinter stecken tiefgreifende Entwicklungen wie der demografische Wandel, die Digitalisierung und der Umbau der Wirtschaft zu mehr Klimaschutz. Für Berufseinsteiger bedeutet das vor allem eins: Wer Trends kennt und sich gezielt qualifiziert, hat gute Karten für eine sichere und sinnstiftende Karriere.
Branchen mit Zukunft
In den kommenden Jahren werden laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) insbesondere in der IT und in medizinischen Gesundheitsberufen verstärkt Fachkräfte benötigt. Auch die technische Forschung und Entwicklung, das Baugewerbe und die Bundeswehr bieten stabile Perspektiven. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) sieht zudem in Berufen rund um künstliche Intelligenz (KI), Datenwissenschaft, Cybersicherheit und Robotik große Zukunftschancen. „Auch das autonome Fahren sowie die Entwicklung und der Bau von Robotern gelten als zukunftsträchtige Felder“, betont Anika Jansen vom KOFA. „Der technologische Fortschritt wird jedoch auch viele andere Bereiche beeinflussen.“
Im Handwerk entstehen neue Tätigkeitsfelder, beispielsweise in der Smart-Home-Installation oder im klimaneutralen Bauen. Aufgrund des demografischen Wandels bleibt auch der Pflegebereich sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege ein dauerhaft nachgefragter Sektor. Dabei entstehen zunehmend hybride Berufsbilder, die Pflege mit technischen Fähigkeiten verbinden. „Auch Berufe mit sozialem Fokus bleiben wichtig“, betont Anika Jansen. „Etwa in der Bildung, Kinderbetreuung, Psychologie, Sozialarbeit oder in der Beratung.“
Nachhaltigkeit wird ebenfalls zum Jobmotor. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) spricht von einem kontinuierlich wachsenden Bedarf an „Green Skills“, also Kompetenzen für eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft. Das betrifft nicht nur neue Berufsbilder wie Windkrafttechnik oder Photovoltaik, sondern auch klassische Ausbildungsberufe, die durch neue Technik und Vorschriften umweltfreundlicher werden. Der „Greenness-of-Jobs-Index“ (GOJI) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung analysiert, wie hoch der Anteil ökologisch relevanter Tätigkeiten in verschiedenen Berufen ist. Seit 2013 steigt der Anteil der Beschäftigten mit Green Skills deutlich an, besonders dynamisch entwickelt sich diese Tendenz am Ausbildungsmarkt. Zwischen 2012 und 2022 stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungen in Berufen mit überdurchschnittlich vielen Green Skills um rund 14 Prozent, obwohl die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber in diesem Zeitraum zurückging.
Sicherheit und Sinn verbinden
Viele junge Menschen achten heute nicht nur auf ein gutes Gehalt und sichere Beschäftigung, sondern auch auf die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Gefragt sind Berufe, die Stabilität bieten und gleichzeitig gesellschaftlich relevant sind. „Im Handwerk gibt es viele Berufe, die für das Erreichen der Klimaziele relevant sind und langfristige Beschäftigungsperspektiven bieten“, erklärt Anika Jansen. Beispiele finden sich im Umfeld der erneuerbaren Energien oder beim klimaneutralen Bauen. Gerade diese Felder verbinden wirtschaftliche Sicherheit mit einem Beitrag zu wichtigen Zukunftsaufgaben.
Auch soziale Berufe erfüllen diesen Anspruch. Sie haben ein geringes Automatisierungspotenzial, sind unverzichtbar für das Funktionieren der Gesellschaft und ermöglichen es, Menschen in verschiedenen Lebensphasen direkt zu unterstützen. Daher werden neben Fachwissen auch soziale Fähigkeiten immer wichtiger. „Gerade in einer komplexen, sich schnell verändernden Welt gewinnen emotionale Intelligenz, Empathie und soziale Kompetenzen an Bedeutung“, betont die Expertin. Das gilt besonders in Berufen mit engem Kontakt zu Menschen.
Den eigenen Weg finden
Für die Berufsorientierung gibt es hilfreiche Werkzeuge. Der „Job-Futuromat“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, wie sich Jobs künftig entwickeln könnten. Die Bundesagentur für Arbeit bietet mit „Check-U“ ein Online-Tool zur Ermittlung passender Berufsfelder. Ergänzend unterstützen Industrie- und Handelskammern mit Lehrstellenbörsen, Azubi-Speed-Datings und schulischen Berufsorientierungsprogrammen.
Brigitte Bonder