Absolventen eines dualen Studiums sind gefragt – gerade in Zeiten, in denen der Fachkräftemangel fast jede Branche betrifft. Experten bezeichnen die Ausbildungsform als ein „innovatives Qualifizierungsangebot“.
Studieren und gleichzeitig im Unternehmen durchstarten: Das duale Studium klingt wie die perfekte Mischung aus Uni und Arbeitswelt. Die Idee dahinter: Während andere im Hörsaal bleiben, bekommen dual Studierende direkt Einblicke in den Berufsalltag und verdienen dabei in der Regel sogar schon Geld. Doch was auf dem Papier attraktiv wirkt, bringt auch Herausforderungen mit sich. Deshalb stellt sich die Frage: Für wen eignet sich das duale Studium wirklich und was muss man dafür mitbringen?
Ein duales Studium verbindet das wissenschaftliche Lernen an einer Hochschule mit praktischen Phasen im Betrieb. Dabei sind Theorie und Praxis nicht nur zeitlich eng aufeinander abgestimmt, sondern auch inhaltlich miteinander verzahnt. Das Bundesinstitut für Berufsbildung zählt inzwischen mehr als 1700 duale Studiengänge in Deutschland – Tendenz steigend. Das gilt auch für die Anzahl der dual Studierenden: Von diesen gab es im Wintersemester 2023/24 in Deutschland 141.733. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren gestiegen: Im Wintersemester 2017/18 waren erst 114.833 dual Studierende an deutschen Hochschulen beziehungsweise Berufsakademien eingeschrieben. Das zeigt die wachsende Bedeutung und Attraktivität dieses Weges.
Unternehmen suchen oft weit im Voraus
Kein Wunder, denn dual Studierende gelten als besonders begehrt auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen investieren früh in ihre künftigen Fachkräfte, bieten Ausbildungsvergütung, oft auch Mietzuschüsse oder übernehmen Studiengebühren. Wer das Pensum durchhält, wird am Ende fast immer übernommen. Und: Viele Unternehmen suchen gezielt nach geeigneten Bewerbern, oft schon ein Jahr im Voraus. Dabei geht es weniger um perfekte Noten, sondern vielmehr um Persönlichkeit und Einsatzbereitschaft. Denn eines ist klar: Wer dual studiert, entscheidet sich für ein Modell mit hohem Anspruch. Dies bestätigen auch Karrierecoaches, die Jugendliche bei der Studienwahl begleiten. Sie raten: Wer sich früh festlegen kann, sich selbst gut kennt und Lust auf praktische Erfahrungen hat, ist im dualen Studium genau richtig.
Eine attraktive Perspektive
Das klingt nach einer Erfolgsformel – und für viele ist sie das auch. Doch wer sich für ein duales Studium entscheidet, sollte vorher gut überlegen, ob das Modell wirklich zu den eigenen Zielen und Stärken passt. Denn im Gegensatz zum klassischen Studium ist das duale Modell eng getaktet. Semesterferien, wie man sie von anderen Studierenden kennt, fallen meist aus. Stattdessen stehen Praxisblöcke im Unternehmen an. Und während andere noch zwischen Studienrichtungen hin- und herwechseln, braucht es im dualen Studium bereits zum Start ein klares Berufsziel.
Die Entscheidung für ein Unternehmen ist meist auch die Entscheidung für einen bestimmten Karriereweg. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks beispielsweise bieten duale Studiengänge gerade auch im Mittelstand eine attraktive Perspektive, denn sie helfen Betrieben, langfristig Fachkräfte zu sichern. Und für Studierende gilt: Der Weg führt nicht nur in große Konzerne, sondern auch in kleinere Unternehmen, die mit echter Verantwortung und engem Kontakt zum Tagesgeschäft punkten können. Das duale Studium ist damit oft der erste konkrete Karriereschritt.
Dual oder klassisch
Der Lohn dafür ist nicht nur das monatliche Gehalt, sondern auch eine solide berufliche Orientierung. Wer genau weiß, was er will, profitiert enorm: Es gibt keine theoretischen Konstrukte ohne Bezug, sondern viele Aha-Momente, wenn die Theorie auf die Praxis trifft. Wer gerne strukturiert arbeitet, Verantwortung übernehmen möchte und unter Zeitdruck die Übersicht behält, findet im dualen Studium ein ideales Umfeld. Genau deshalb spricht auch der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Friedrich Hubert Esser, von einem „attraktiven und innovativen Qualifizierungsangebot“, das akademisches und berufliches Lernen sinnvoll miteinander verknüpft.
Doch der Weg ist nicht für alle geeignet. Wer sich lieber ausprobieren möchte, vielleicht ein Auslandssemester plant oder unsicher ist, wo es beruflich hingehen soll, ist mit einem klassischen Studium besser beraten. Auch wer später in die Forschung oder eine wissenschaftliche Karriere gehen möchte, sollte wissen, dass ein Masterstudium nach einem dualen Bachelor nicht immer problemlos anerkannt wird. Die Wahl ist also eine Frage der Haltung. Nicht jede oder jeder muss wissen, was in zehn Jahren sein wird – aber wer das duale Studium erfolgreich durchlaufen möchte, braucht ein gutes Maß an Zielstrebigkeit und Selbstdisziplin.
Patrick Peters