Praktikum mit Sinn

Praktikum mit Sinn

Es soll mehr als einen kurzen Einblick in den Berufsalltag gewähren: Das Praktikum ist ein wichtiger Schritt in der Berufsorientierung. Worauf es ankommt, damit es diesen Zweck erfüllt.

Der erste Schritt zu einem sinnvollen Praktikum ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen und Stärken. „Jugendliche sollten sich fragen: Was macht mir Spaß? Arbeite ich gerne mit Menschen, am Computer oder mit den Händen“, rät Anika Jansen vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). „Auf dieser Grundlage lassen sich passende Berufsfelder eingrenzen.“

Für die Suche nach dem richtigen Praktikumsplatz gibt es zahlreiche Wege, die von Online-Stellenbörsen über Angebote der Bundesagentur für Arbeit hin zu speziellen Praktikumsportalen reichen. Junge Menschen sollten aber auch ihr persönliches Netzwerk nutzen, also einfach Eltern, Lehrer, Freunde, Verwandte und Bekannte fragen. Denn viele Praktikumsplätze entstehen über persönliche Kontakte. Ganz wichtig: Frühzeitige Bewerbungen sichern nicht nur einen Platz, sondern signalisieren auch Initiative.

Aktiv mitwirken

Ein erfolgreiches Praktikum lebt von aktivem Engagement. „Nur passiv zuzuschauen reicht nicht, um ein realistisches Bild zu bekommen“, erklärt Yvonne Kohlmann, Geschäftsführerin des Netzwerks „Schulewirtschaft“ und Referatsleiterin Bildung bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. „Wer Fragen stellt und sich aktiv einbringt, lernt deutlich mehr und wird von den Kolleginnen und Kollegen ernster genommen.“

Optimal ist eine Einbindung in verschiedene Arbeitsbereiche – vom Kundenkontakt über handwerkliche Tätigkeiten bis hin zu organisatorischen Aufgaben. Denn nur durch eigenes Tun lässt sich herausfinden, was einem liegt und was nicht. Sinnvoll ist es, schon beim Bewerbungsgespräch nach einem strukturierten Ablaufplan zu fragen und am Ende ein Feedbackgespräch zu vereinbaren.

„Jugendliche sollten sich fragen: Was macht mir Spaß?“ Anika Jansen, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)

Praktika sind in fast allen Branchen möglich. Entscheidend ist, wo sich wirklich spannende Einblicke gewinnen lassen. Besonders lohnend sind Bereiche, die abwechslungsreiche Aufgaben bieten, einen unkomplizierten Einstieg erlauben und in denen Betriebe bereit sind, jungen Menschen aktiv den Berufsalltag zu zeigen. Soziale und pädagogische Tätigkeiten, etwa in der Kinderbetreuung oder in Jugendzentren, vermitteln schnell ein Gefühl dafür, ob der Umgang mit Menschen und das Übernehmen sozialer Verantwortung Freude bereiten.

Handwerkliche und technische Berufe punkten mit unmittelbaren Praxiserfahrungen – vom ersten Werkstück bis zum fertigen Projekt. Auch in Verwaltung, Büro oder Logistik lässt sich ein realistischer Eindruck vom Berufsleben gewinnen, der für die weitere Orientierung wertvoll sein kann.

Häufige Fehler

Einer der größten Stolpersteine ist mangelnde Eigeninitiative. „Wichtig ist, dass beide Parteien – sowohl die Praktikantin oder der Praktikant als auch das Unternehmen – sich vorbereiten und ihre Erwartungen vorab klar benennen“, betont Yvonne Kohlmann. „So profitieren beide Seiten gleichermaßen.“ Außerdem sollte das Praktikum nicht zu kurz ausfallen, um ausreichend Zeit für fundierte Eindrücke zu haben.

Ein weiterer Fehler ist es, sich zu sehr auf Routine- oder Hilfsarbeiten zu beschränken. Wer nur kopiert, aufräumt oder Botengänge erledigt, verpasst die Chance, den Beruf wirklich kennenzulernen. Auch fehlende Vorbereitung kann den Nutzen schmälern, etwa wenn vorab keine Fragen gesammelt werden oder kaum Wissen über den Betrieb vorhanden ist.

Erkenntnisse nutzen

Zum Schluss beginnt der vielleicht wichtigste Teil: die Auswertung. „Nach dem Praktikum lohnt sich eine ehrliche Selbstreflexion: Was habe ich gelernt, was hat mir gefallen – und was nicht?“, rät Miriam Reitz, Geschäftsführerin von „Schulewirtschaft“ und von IW Junior des Instituts der deutschen Wirtschaft. „Diese Erkenntnisse helfen nicht nur, die eigenen Stärken und Interessen besser einzuordnen, sondern lassen sich auch gut für Lebenslauf und Bewerbungen nutzen.“

Ein Abschlussgespräch mit der betreuenden Person im Betrieb liefert zusätzlich wertvolles Feedback. Wenn Schulen das Praktikum mit Berichten, Lerntagebüchern oder Feedbackrunden begleiten, verstärkt das den Lerneffekt. So wird aus einer kurzen Zeit im Betrieb nicht nur ein Blick hinter die Kulissen, sondern ein wichtiger Schritt zu mehr Klarheit über die eigene Zukunft. 

Brigitte Bonder