Ihre Berufsaussichten sind bestens, die Belastung während der Ausbildung aber vergleichsweise hoch: Das duale Studium wird immer beliebter, auch bei den Unternehmen.

Von Theresa Demski

Einen Monat im Hörsaal, den nächsten im Betrieb: Wer sich für ein duales Studium entscheidet, hat einen vollen Terminkalender. „Die vergleichsweise hohe Belastung durch Studium und Ausbildung oder Berufs praxis kann eine Herausforderung sein“, sagt Sigrun Nickel vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Ein gutes Studienangebot allerdings berücksichtige die umfangreichen Aufgaben. So sei etwa ein dualer Bachelor, der eine längere Regelstudienzeit als sechs Semester vorsehe, ein gutes Zeichen. „Denn hier wird mehr Zeit für Studium und Praxis eingeräumt“, erklärt die Fachfrau.

MÖGLICHKEITEN EINES DUALEN STUDIUMS

Wer sich für ein duales Studium entscheidet, hat vorher allerdings die Qual der Wahl: Inzwischen engagieren sich weit über 50.000 Unternehmen in Deutschland im dualen Bachelorstudium – in zwei unterschiedlichen Modellen.

Bei einem ausbildungsintegrierenden Studiengang haben Absolventen am Ende des Weges zwei Abschlüsse in der Tasche – die Ausbildung und das Studium. „In einigen Bundesländern kommt in diesem Fall dann mit der Berufsschule ein dritter Lernort hinzu“, sagt Sigrun Nickel. Die Prüfung der Ausbildung
nimmt die zuständige Kammer ab, den akademischen Abschluss erwerben die Studierenden an der Hochschule. Durch ein Punktesystem sollen sie vor einer Überlastung geschützt werden: An allen Lernorten muss es „Credits“ geben, die angerechnet werden und so einen Abschluss in der Regelstudienzeit möglich machen. „Von einem seriösen dualen Studium ist nur auszugehen, wenn aus dem Modulhandbuch des Studiengangs klar erkennbar ist, wie viele Punkte in der Hochschule, im Betrieb und gegebenenfalls auch in der Berufsschule erworben werden“, erklärt Nickel.

Die zweite Variante: ein praxisintegrierendes duales Studium. Dabei wechseln Studierende ebenfalls zwischen Modulen an der Hochschule und dem
Betrieb – sie erwerben aber nicht zwei separate Abschlüsse. „Das schafft mehr Freiheit für Hochschulen und Unternehmen“, so Nickel.

Duale Bachelor-Studiengänge dauern zwischen sechs und zwölf Semestern. Ausbildungsintegrierende Angebote werden meist nach sieben bis neun Semestern abgeschlossen, praxisintegrierende Studiengänge nach sechs bis sieben Semestern. Längst gibt es nicht für alle Fächer auch ein duales Studienangebot. Aber die Zahl der möglichen Fachrichtungen wächst. Sie reicht laut CHE bereits von Architektur bis Nautik, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften bis hin zu Gesundheitsthemen. Ein Blick in die Statistik zeigt die Fächergruppen mit dem größten Anteil an dual Studierenden in NRW im Wintersemester 2020: Gesundheitswissenschaften belegten mit 6,7 Prozent dualen Studierenden den ersten Platz, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit 3,1 Prozent den zweiten Platz und Ingenieurswissenschaften mit 2,6 Prozent den dritten Platz.

AUFWAND, DER SICH LOHNT

Der Arbeitsaufwand wird belohnt: Studierende bekommen schon während der Ausbildung ein Gehalt. Und vor allem sind die Zukunftsaussichten rosig: Rund 90 Prozent der dual Studierenden werden nach ihrem Abschluss von ihrem Betrieb in ein Arbeitsverhältnis übernommen, heißt es beim CHE. Nur drei Prozent seien nach dem Abschluss eines dualen Studiums arbeitslos – halb so viele wie nach einem klassischen Bachelorstudium. Und etwa drei Viertel der Absolventen starten mit einem unbefristeten Arbeitsverhältnis ihre Laufbahn. „Beim Einkommen unterscheiden sich Absolventen aus einem
dualen und einem herkömmlichen Bachelorstudium hingegen nicht“, informiert das Centrum für Hochschulentwicklung.

Aber fest steht: Die Absolventen des dualen Studiums sind in der Wirtschaft beliebt – weil sie frühzeitig in zwei Welten zu Hause sind und sich so häufig zu besonders qualifizierten Nachwuchskräften entwickeln. Praxis trifft auf Theorie, die wissenschaftliche Ausbildung trifft auf das praktische Lernen im Betrieb.

WEG ZUM BACHELORSTUDIUM

Die Bewerbung für ein duales Studium läuft in den allermeisten Fällen über die Betriebe. Dort sind entsprechende Stellen ausgeschrieben, die entsprechenden Bewerbungsfristen sind zu beachten. Auf eine erfolgreiche Bewerbung folgt die Immatrikulation an der Hochschule: Ein weiteres Zulassungsverfahren an der Hochschule, mit der das Unternehmen eine Kooperation vereinbart hat, ist dann nicht nötig. Deutlich seltener bewerben sich Interessierte an der Hochschule für einen dualen Studienplatz, bevor sie überhaupt einen Arbeitsvertrag in der Tasche haben. Nach der Einschreibung müssen sie sich dann auf die Suche nach einem Praxispartner machen. In diesen Fällen begleiten Fachhochschulen häufig die Suche.