Die Berufsorientierung dient dazu, dass junge Menschen ihre eigenen Interessen, Kompetenzen und Ziele kennenlernen. Auch das Sammeln praktischer Erfahrungen ist wichtig.

Was will ich später beruflich machen? Diese Frage beschäftigt Schüler früher oder später. Oftmals ist das sogenannte Berufsorientierungsprogramm (BOP) der erste Anlass dazu. Das BOP soll laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) junge Menschen anregen, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.

Das BIBB definiert den Begriff der Berufsorientierung als einen Prozess mit zwei Seiten: „Auf der einen stehen Jugendliche, die sich selbst orientieren, ihre eigenen Interessen, Kompetenzen und Ziele kennenlernen. Auf der anderen stehen die Anforderungen der Arbeitswelt, auf die hin junge Menschen orientiert werden. Beide Seiten müssen immer wieder neu abgestimmt werden. Angebote der Berufsorientierung unterstützen junge Menschen, diesen Prozess zu meistern. Zu dem Programm gehört auch, in Werkstatttagen konkrete Berufe auszuprobieren.“ Weitere Informationen zu dem Programm finden Interessierte unter www.berufsorientierungsprogramm.de.

Aber wie führt die Berufsorientierung eigentlich zum Erfolg? Auf was sollten junge Menschen achten? Dabei stehen verschiedene Punkte im Fokus.

1. Potenzialanalyse und Werkstatttage

Um zu erkennen, was ein junger Mensch richtig gut kann, dient die Potenzialanalyse des Berufsorientierungsprogramms. Die Potenzialanalyse legt junge Menschen nicht auf eine bestimmte berufliche Richtung fest, sondern öffnet ihren Blick für Möglichkeiten, heißt es beim BIBB. Bei der Potenzialanalyse geht es um methodische, personale und soziale Kompetenzen, um dadurch Fragen zu beantworten wie: Wie packe ich ein Problem an? Wie motiviert und zuverlässig bin ich? Wie gut kann ich im Team arbeiten und Konflikte lösen?

Die Erkenntnisse aus der Potenzialanalyse können den Schülern auch hilfreich dabei sein, die für sie passenden Berufsfelder für die darauffolgenden Werkstatttage auszuwählen. Die praktische Erfahrung der Werkstatttage ist für viele junge Menschen ein erster positiver Kontakt mit der Berufswelt. Sie können in der praktischen Arbeit bislang versteckte Talente zeigen und durch diese Erfolgserlebnisse neues Selbstvertrauen gewinnen.

 

2. Praktische Erfahrungen sammeln

Experten betonen, dass junge Menschen auch über die Werkstatttage hinaus in die Praxis schauen sollten. „Bei der Frage nach dem richtigen Berufsweg gibt es keine falsche Wahl. Ich empfehle immer, so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln, am besten durch Praktika, Minijobs oder anderen direkten Kontakt mit der realen Berufswelt“, sagt Michael Weigand, Leiter der Lern- und Bildungsakademie Mönchengladbach. „Selbst wenn ein Praktikum die Erkenntnis bringt, dass der zuvor favorisierte Berufsweg eine Fehlorientierung war, ist dieser Erkenntnisgewinn wichtig für den weiteren Weg. In diesen Zeiten der Corona-Pandemie wird leider allzu oft auf diese praktische Erfahrung verzichtet, was ich für fatal halte. Denn diese Praxiserfahrung ersetzt jedwede theoretische Erklärung um ein Vielfaches.“

Dieser Wert zeige sich auch für Studierende, betont Harald Vergossen, Professor an der Hochschule Niederrhein und verantwortlich für den berufsbegleitenden MBA-Studiengang „Leadership & Management“. Seiner Ansicht nach sollte das Studium ebenfalls zur Berufsorientierung dienen und in Forschung und Lehre unternehmens- und praxisnah ausgerichtet sein. „Dazu gehört beispielsweise, dass wir mit Fallbeispielen aus der Praxis arbeiten und auch Abschlussarbeiten bei Unternehmen platzieren. Lehrende an Hochschule sollten an die Berufspraxis heranführen, aber Studierenden müssen auch selbst diese Praxisbezüge herstellen, um den idealen Weg für sich zu finden.“

 

3. Was will ich wirklich?

Für den Diplom-Sozialpädagogen Thomas Sablotny, der das Programm „Job Bound“ zur Berufs- und Studienorientierung entwickelt hat, ist bei der Berufsorientierung vor allem wichtig, einen genauen Blick auf die eigene Persönlichkeit zu nehmen. „Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende sollten ihre Stärken, Schwächen, Vorlieben, Fähigkeiten und Fertigkeiten genau analysieren. Letztendlich treffen sie mit der Berufswahl eine langfristige Entscheidung. Daher ergibt es Sinn, einen Beruf zu wählen, der den Zweck der eigenen Existenz erfüllt. Was will ich wirklich? Das sollte gut überlegt sein und bei allen Überlegungen eine Rolle spielen.“