Ohne Stress zur Ausbildungsstelle

Ohne Stress zur Ausbildungsstelle

Berufsorientierung, Praktikum, Bewerbung: Alles hat seine Zeit – und seine Fristen. Weil gute Azubis allerdings Gold wert sind, haben auch Nachzügler noch gute Chancen. Ein Zeitplan bis zum Ausbildungsstart.

Von Theresa Demski

Die einen sind schon Jahre vor dem Schulabschluss fest entschlossen. Die anderen treffen die Entscheidung im letzten Moment. „Inzwischen ist der Weg zum Ausbildungsplatz flexibler geworden“, sagt Monika Breuer, Beraterin bei der Industrie- und Handelskammer in Düsseldorf. In vielen Branchen seien die Fristen nicht mehr so starr – denn gute Auszubildende werden dringend gesucht. So geht’s ohne Stress:

8. SCHULJAHR

Kreativ, praktisch veranlagt, technisch interessiert? Wer sich früh seinen eigenen Interessen auf die Spur macht und eigene Stärken erkennt, dürfte weniger Probleme bei der Berufswahl haben, weiß Monika Breuer. In den meisten Schulen beginnt die Berufsorientierung in der achten Klasse – bis zum
Schulabschluss bleiben dann noch drei Jahre Zeit. Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt Schüler bei der Qual der Wahl: Die Plattform www.planet-beruf.de ermöglicht einen Überblick über Ausbildungsberufe. Die Industrie- und Handelskammer empfiehlt in dieser Phase außerdem Berufsorientierungstests im Internet.

9. SCHULJAHR

„Zeit für Praktika“, sagt Monika Breuer. Nach dem ersten Schulpraktikum in der achten Klasse würden die Sommerferien Gelegenheit bieten, um in verschiedene Berufe reinzuschnuppern. „Es kommt vor, dass sich Schüler beim Schulpraktikum zu spät kümmern und sie nicht gerade in ihrem Wunschbetrieb landen“, weiß die IHK-Beraterin. Umso wichtiger sei es, sowohl die Sommerferien nach der achten Klasse als auch nach der neunten Klasse für ein freiwilliges Praktikum zu nutzen. „So können Jugendliche auch aussortieren, was ihnen nicht liegt“, sagt sie. Und vor allem lassen sich hier bestens Kontakte in die Unternehmen knüpfen. „Manchmal springt dabei auch schon ein Ausbildungsplatz raus.“

EIN JAHR VOR AUSBILDUNGSBEGINN

Wer sich in großen Unternehmen bewerben will, sollte seine Bewerbungsunterlagen frühzeitig fertig haben. „Es ist wichtig, die Fristen der Unternehmen im Blick zu haben“, sagt Monika Breuer. Große Betriebe, die mit Recruiting-Abteilungen arbeiten und Assessmentcenter ausrichten, starten ihre Bewerbungsverfahren meistens ein Jahr vor Ausbildungsbeginn.

FEBRUAR VOR AUSBILDUNGSBEGINN

Für Jugendliche, die sich in mittelständischen Unternehmen oder Handwerksbetrieben bewerben wollen, wird es nach den Halbjahreszeugnissen ihres Abschlussjahres Zeit – also noch deutlich vor den Abschlussprüfungen. Die Kammern empfehlen, mit den Zeugnissen zu ihnen zu kommen. Oft kennen die Schüler die Berater von IHK oder Handwerkskammer schon aus der Berufsorientierung in den Schulen. So unterstützt die IHK auch bei den Bewerbungsunterlagen. „Zur gleichen Zeit gehen bei uns übrigens auch die Azubi-Gesuche unserer Unternehmen ein“, sagt Monika Breuer. Die Vermittlung kann beginnen. Es gilt die goldene Regel: Umso früher sich Schüler um einen Ausbildungsplatz kümmern, desto größer ist ihre Auswahl.

SOMMER VOR AUSBILDUNGSBEGINN

Die klassischen Bewerbungsfristen sind in vielen mittelständischen Unternehmen mittlerweile aufgeweicht worden, weiß die Beraterin – aus Bewerbernot. Deswegen gibt es auch für Schüler, die sich erst nach dem Schulabschluss um eine Ausbildungsstelle kümmern, noch gute Chancen auf freie Stellen. „Wir unterstützen jeden Bewerber“, sagt Monika Breuer, „auch, wenn sie erst im Spätsommer bei uns auftauchen. Keiner soll glauben, dass es dann nichts mehr gibt.“ Diese Phase nutzt die IHK inzwischen auch intensiv zur Werbung in Freibädern, auf der Straße, in Fitnessstudios oder beim Azubi-Speed-Dating, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Inzwischen sind die Berufsberater das ganze Jahr unterwegs, um junge Menschen zu unterstützen und den Betrieben bei der Azubi-Suche zu helfen. „Wir empfehlen aber: Erst die Ausbildungsstelle klarmachen, dann zum Ballermann fahren. Nicht andersherum“, sagt Breuer.

ZWEI BIS VIER WOCHEN NACH DER BEWERBUNG

Hat ein Unternehmen Interesse an einem Bewerber, kommt die Rückmeldung meist kurzfristig. „Wer sich im Bewerbungsprozess befindet, sollte also erreichbar sein“, sagt die IHK-Beraterin. Verpasst ein Bewerber einen Anruf, solle er sich auf jeden Fall schnell zurückmelden. Meist kämen Einladungen zum Bewerbungsgespräch zwei bis vier Wochen nach dem Eingang der Bewerbung. Wer die Zusage bekommt, wird oft kurz danach zur Vertragsunterzeichnung eingeladen. Schüler unter 18 Jahre müssen mit einem Erziehungsberechtigten zum Termin kommen – und sollten vorher ein Gehaltskonto anlegen.

AUSBILDUNGSBEGINN

Das Ausbildungsjahr startet in den allermeisten Branchen klassisch am 1. August oder 1. September. „Allerdings ist auch diese Frist nicht mehr so streng wie früher“, sagt Monika Breuer. Auch nach dem 1. September geht die IHK in die Nachvermittlung. Selbst für den Fall, dass die Berufsschule schon begonnen hat, kann noch eine Ausbildung aufgenommen werden. „Gelegentlich werden nach der Probezeit noch mal Stellen frei, wenn Azubis oder Arbeitgeber feststellen, dass sie den Weg nicht weiter zusammen gehen wollen“, so die IHK-Beraterin. Auch dann seien Nachvermittlungen möglich.